Fachkräfte sind heiß begehrt, aber die richtige zu finden ist wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Der Bewerber:in bewertet Sie. Eigene Fehler vermeiden
Viel zu wenigen Unternehmern ist bewusst, an welchen Stellen sie im Bewerbungsgespräch selbst Fehler machen.
Das Thema Vorstellungsgespräch ist immer brisant. Schließlich ist es nicht nur eine Unterhaltung unter Kollegen, sondern das erste Kennenlernen eines (vielleicht) zukünftigen Mitarbeiters. Einerseits möchte man den potenziellen Kandidaten auf Herz und Nieren prüfen, andererseits muss jedem bewusst sein, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt und nicht jeder Bewerber sein wahres selbst zeigt.
Um im Folgenden das Thema zu verdeutlichen, werden wir von einem männlichen Bewerber ausgehen. Es spielt in der Praxis keine Rolle, ob die Personen männlich, weiblich oder divers sind.
Fehler Nr. 1: der Bewerber ist Ihretwegen hier
Wir sind in einem Zeitalter angekommen, in dem wirklich talentierte Fachkräfte als Mangelware angesehen werden. Und genau aus diesem Grund, kann man nicht mehr davon ausgehen, dass jeder Bewerber auch wirklich zu Ihrem Unternehmen möchte. Ein Spezialist in seinem Fachgebiet mit mehrjähriger Berufserfahrung, wird sich in den seltensten Fällen nur bei einem einzigen Unternehmen bewerben. Sie müssen also als Vertreter Ihres Unternehmens den Kandidaten davon überzeugen, dass Sie als Arbeitgeber nicht nur ganz nett sind, sondern ihm beste Chancen, Möglichkeiten und Unterstützung bieten.
Sie müssen ihn genauso vom Unternehmen als Arbeitgeber überzeugen, wie er Sie von sich als Fachkraft!
Fehler Nr. 2: der sieht schlau aus, der kann bestimmt was
Das Hemd gebügelt, die Schuhe geputzt und eine Mappe mit allen notwendigen Unterlagen in der Tasche – wenn der Bewerber dazu noch eine Brille trägt, ist das Bild perfekt. Jemand, der so aussieht, muss doch fleißig, schlau und ordentlich sein… Nein!
Der erste Eindruck in einem Vorstellungsgespräch ist sehr wichtig. Ab der ersten Sekunde spürt man, ob die Chemie passt oder nicht. ABER: es gibt viele Gründe, warum dieser Eindruck eben wirklich nur der erste ist und nicht unbedingt die Person so widerspiegelt, wie sie wirklich ist.
Der große Fehler besteht darin, das Urteil über den Kandidaten auf diesem ersten Eindruck aufzubauen. Geben Sie jedem die Chance sein wahres selbst zu zeigen, und das für mehr als nur 30 Sekunden!
Fehler Nr. 3: Ihre Fragen hat er perfekt beantwortet
Natürlich sollten sich immer beide Seiten auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten. Als Unternehmensrepräsentant sollten Sie sich darüber bewusst sein, welche Anforderungen an die offene Stelle gestellt werden und was der Kandidat mitbringen muss. Das fatale Problem besteht dann darin, die richtigen Fragen zu stellen, um genau diese Kriterien herauszufinden. Es gibt viele Fragen, die klassischer Weise in jedem Vorstellungsgespräch gefragt werden:
- Was waren Ihre bisherigen Arbeitsschwerpunkte?
- Was sehen Sie als Ihren letzten großen (Miss)Erfolg an?
- Was wissen Sie über unser Unternehmen?
- Usw. …
Grundsätzlich sind diese Fragen geeignet, um ein allgemeines Bild von dem Bewerber zu bekommen, allerdings ist es kein Geheimnis, dass diese Fragen in nahezu jedem Bewerbungsgespräch gestellt werden.
Besser ist es, sich im Vorhinein mit den künftigen Kollegen des Kandidaten zusammen zu setzen und gezielte und fachspezifische Fragen zu überlegen. Braucht der Kandidat bestimmtes Fachwissen, kann man gezielt nach speziellen Themen fragen oder aktuelle Probleme aus der Praxis benennen und die Herangehensweise daran erfragen.
Seien Sie sich vorher bewusst, was genau Sie von der Person wissen müssen und nach welchen Kriterien Sie die gegebenen Antworten selektieren können!
Fehler Nr. 4: Er sagt er sei fleißig und teamfähig, also wird das so auch stimmen
Wie schon angesprochen wird der Bewerber sich auf das Gespräch vorbereitet haben und entsprechend der Stellenausschreibung sich bereits einige gute Antworten überlegt haben.
„Ja, ich arbeite gern im Team“ oder „Als meine Stärken sehe ich meine Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit und Kreativität.“, sind Standardsätze.
Jetzt gilt es herauszufinden, ob der Bewerber die Wahrheit sagt! Hilfreich ist es meist schon die klassischen Phrasen zu hinterfragen. In Bezug auf die genannten Beispiele wäre es angebracht folgende Nachfragen zu stellen: Wie groß war das letzte Team mit dem Sie an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet haben? Wie konnten Sie sich Ihre sehr gute Kommunikationsfähigkeit aneignen? Wann wurde Ihre Belastbarkeit das letzte Mal auf die Probe gestellt?
Fehler Nr. 5: Er hat genau das gesagt, was Sie auch sagen würde, also ist er perfekt.
Nach zahlreichen Gesprächen ist endlich jemand dabei, der Ihnen total sympathisch ist und mit dem Sie absolut auf einer Wellenlänge sind? Er ist Ihnen sehr ähnlich und hat vielleicht sogar an der gleichen Uni studiert wie Sie oder kommt aus dem gleichen Ort? Perfekt, der Bewerber ist ja wie geschaffen für die Stelle … für Ihre Stelle… die Sie schon selbst besetzt…
Aber ist er auch geschaffen für die Stelle, für die Sie jemanden suchen? Bewerber die Ihnen oder der Fachkraft, die mit Ihnen das Gespräch führt, sehr ähnlich sind, wirken oft vertraut und als würden sie perfekt ins Team passen.
Achtung: in einem zu homogenen Team besteht die Gefahr, dass Kreativität oder Freiraum für neue Ideen verloren gehen. Diversity (deutsch: Vielfalt) ist nicht nur ein aktueller Trend im Bereich Human Resource Management, sondern ein belegbarer Faktor der stark dabei helfen kann, Problemlösungen zu finden oder neue Projekte an Land zu ziehen.
Bleiben sie objektiv, auch wenn Sie den Kandidaten persönlich sehr mögen!
Jetzt sollten Sie fit sein, um beim nächsten Bewerbungsgespräch selbst keine Fehler mehr zu machen! Der Kampf um gute Fachkräfte ist hart, aber der künftige Kollege muss zum Unternehmen passen und nicht jeder Bewerber ist dafür geeignet.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!