Entwicklungen im Jahr 2024 und darüber hinaus
Um den wachsenden Fachkräftemangel zu bewältigen, ist es erforderlich, die freiwerdenden Stellen durch neue Arbeitskräfte zu besetzen. Jedoch gibt es aufgrund der Altersstruktur am Arbeitsmarkt Deutschland einen Mangel an jungen Menschen, die diese Positionen übernehmen könnten, was Wirtschaft, Gesundheitswesen, Verwaltung und den öffentlichen Dienst vor große Herausforderungen stellt.
Fachkräftemangel besonders ausgeprägt unter Ausgebildeten
Vor allem unter Fachkräften mit Berufsausbildung ist ein Mangel an Nachwuchs zu verzeichnen. Das Ungleichgewicht zwischen jungen und älteren ist in dieser Gruppe besonders stark ausgeprägt. Auf die bevorstehende Pensionierung von 4,5 Millionen älteren Fachkräften stehen lediglich 3,2 Millionen junge gegenüber. Zusätzlich bleiben auch viele Ausbildungsstellen unbesetzt, was weiteren Druck ausübt.
Neue Mitarbeiter*innen bekommen mehr Gehalt?
„Fachkräftemangel wird mit höheren Gehältern nur temporär beherrschbar sein. Es fehlt an qualifizierten Menschen.“
Der neue Goldstaub: Ältere Beschäftigte mit langjähriger Berufserfahrung
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Anteil älterer Arbeitnehmer, die im Berufsleben stehen, stetig erhöht. Trotz dieses Trends verlassen jedoch viele Beschäftigte vor Erreichen des üblichen Rentenalters die Arbeitswelt. Angesichts der aktuellen und künftigen Engpässe auf dem Arbeitsmarkt ist es entscheidend, ältere Arbeitnehmer länger im Erwerbsleben zu halten. Die Altersstruktur am Arbeitsmarkt in Deutschland zeigt, dass ältere Arbeitnehmer mit viel Berufserfahrung ein wertvolles Potenzial darstellen.
Ältere Arbeitnehmer sind nach Frauen die zweitgrößte Gruppe an Arbeitskräften gemessen an ihrer Arbeitszeit. Um ihr Potenzial und ihre Erfahrung voll auszuschöpfen, sollten gezielte Anreize geschaffen werden. Dazu gehört es, ältere Arbeitnehmer als Zielgruppe für Neueinstellungen zu betrachten, die Arbeitsbedingungen altersgerecht zu gestalten und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Politische Maßnahmen zur Förderung der Erwerbstätigkeit im Alter und zur Beseitigung von Barrieren für einen längeren Verbleib im Arbeitsleben sind von entscheidender Bedeutung.
Zusätzlich ist eine Bildungsoffensive erforderlich, um mehr junge Menschen für duale Ausbildungsberufe zu gewinnen. Beratungs- und Orientierungsangebote können dabei helfen, den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern und die Ausbildungsbereitschaft zu steigern. So gelingt es, ältere Beschäftigte mit viel Berufserfahrung länger im Arbeitsmarkt zu halten und gleichzeitig die nächste Generation von Fachkräften zu fördern.
Die generelle Lösung: mehr Menschen
Der Fachkräftemangel wird häufig auf die seit Jahrzehnten geringe Geburtenrate zurückgeführt. Es wird oft angenommen, dass eine Steigerung der Geburtenrate die Lösung sein könnte. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle hat jedoch darauf hingewiesen, dass selbst wenn jedes Paar ab sofort mindestens 2-4 Kinder bekommen würden, diese erst in knapp 20 Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Eine kurzfristigere Lösung ist daher dringend erforderlich.
Zuwanderung
Dauerhafte und nachhaltige Zuwanderung kann einen positiven Effekt für den Arbeitsmarkt haben. Insbesondere junge Menschen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren kommen zu uns. Allerdings stehen sie oft vor Hindernissen, da ausländische Abschlüsse häufig nicht anerkannt werden. Dies führt dazu, dass Qualifikationen nachgeholt, ergänzt oder durch bürokratische Prozesse validiert werden müssen, um potenziell verwendbar zu sein. Sprachbarrieren sind oft ein weiteres Hindernis.
Obwohl Zuwanderung bereits zur Senkung des Arbeitskräftemangels beiträgt, geschieht dies häufig in Bereichen, in denen keine hohe Qualifikation erforderlich ist.
Um den Fachkräftemangel effektiv anzugehen, ist es daher wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um ausländische Qualifikationen anzuerkennen und den Zugang zu hochqualifizierten Branchen zu erleichtern.
Das ungenutzte Potenzial: Arbeitslose
Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland durchschnittlich 2,61 Millionen arbeitslose Personen. Besonders alarmierend ist dabei die Tatsache, dass 40% der Langzeitarbeitslosen über 50 Jahre alt sind, während 12% sogar über 60 Jahre alt sind. Eine weitere Gruppe, die beachtet werden muss, sind die 11,6% der Arbeitslosen im Alter zwischen 40 und 44 Jahren.
In diesen Zahlen liegt ein ungenutztes Potenzial für die Altersstruktur am Arbeitsmarkt Deutschland, denn je nach Altersgruppe haben sie noch ca. 10 bis 25 Jahre bis zur Erreichung des Rentenalters vor sich. Durch gezielte Maßnahmen wie Weiterbildungen und Umschulungen könnten sie zu wertvollen Arbeits- und Fachkräften werden.
Ältere Arbeitssuchende bringen oft eine Fülle an Lebens- und Berufserfahrung mit, die in verschiedenen Branchen und Positionen von großem Wert sein kann. Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen können ihre Fähigkeiten aktualisiert und an die Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst werden.
Auch für diejenigen in der Altersgruppe zwischen 40 und 44 Jahren bieten Weiterbildungen und Umschulungen die Möglichkeit, neue Fertigkeiten zu erlernen und sich für verschiedene Berufsfelder zu qualifizieren.
Es liegt im Interesse der Gesellschaft, dieses Potenzial zu erkennen und zu nutzen. Durch Investitionen in die berufliche Weiterbildung und Umschulung von Arbeitslosen können wir nicht nur ihre individuelle Situation verbessern, sondern auch den Arbeitsmarkt stärken und den Fachkräftemangel bekämpfen.